Der FC Bayern Basketball Podcast
00:00:00: Herzlich Willkommen zu einer weiteren Folge of the Court. Wir wollen heute über Frauen
00:00:14: im Sport reden. Ganz naheliegend für diesen Podcast wäre es jetzt natürlich über Frauen
00:00:18: im Basketball und den FC Bayern zu sprechen. Aber da gibt es hier beim FC Bayern Basketball
00:00:24: noch nicht so viel zu erzählen. Das haben zum Glück auch schon viele der Verantwortlichen
00:00:29: gesehen und die sind daran das zu ändern. Im Moment spielen unsere Frauen noch in der
00:00:33: Regionalliga Süd, was nicht nur in ihrer Leistung liegt, sondern auch an den Rahmenbedingungen.
00:00:38: Im Sommer 2023 hat der FC Bayern Basketball zwei Mädchenteams gegründet, U10 und U12,
00:00:45: um erst mal für den Nachwuchs zu sorgen. Und ich kann euch sagen, ihr könnt euch da
00:00:48: auch noch bewerben. Das nun mal so als Service-Tipp. Das ist jetzt ein erster Schritt unter vielen,
00:00:53: um dieses Thema anzuschieben und ich freue mich der Riesig drauf und hoffe, da geht es
00:00:56: mit Lichtgeschwindigkeit voran. So, das ist zum Thema Basketball Frauen und FC Bayern.
00:01:02: Und jetzt wäre der Podcast eigentlich auch schon wieder zu Ende und das wäre ja ein Schmarrn.
00:01:06: Und deshalb sprechen wir heute mit Protagonistinnen des Fußballs der Frauen. Denn in dieser
00:01:11: Sportart hat sich in den letzten Jahren so viel getan, dass es sich lohnt, da genauer
00:01:15: hinzuschauen. Das war jetzt ein langes Intro. Hin zu wundervollen Gästen. Zum einen, Feli
00:01:21: Mutterer, grüß dich. Hallo. Hallo Nina. Magst du dich jetzt selber vorstellen? Ich wollte
00:01:24: euch eigentlich vorstellen, aber ganz ehrlich, jetzt rede ich schon so lange. Stell du dich
00:01:27: doch bitte selber vor. Oh, hinwälzeln. Das ist ja schon die erste große Prüfung hier.
00:01:30: Challenge. Die Challenge, die ich hier meistens muss. Ja, also richtig schon. Mein Name ist
00:01:35: Feli Zer-Mutterer und ich bin eine von sechs Frauen, die ein Fußballteam in der Regionalliga
00:01:41: übernommen haben. Ein Frauen-Fußballteam oder ein Team, das in der Frauen-Regionalliga-Fußball
00:01:47: spielt. Und wir wollen damit in die Bundesliga kommen. Ja, und ich bin aber schon sehr lange
00:01:52: sportaktiv insofern, als dass ich als Sportschallist in meine journalistische Karriere auch begonnen
00:01:58: habe und zwischenzeitlich auch mal im Fernsehen Sport moderiert habe. Sehr gut. Also eine
00:02:04: Expertin und die andere praktisch aus der Praxis raus, Linda Dahmann. Servus, grüß dich.
00:02:09: Hallo. Hallo. Bist du dich auch selber vorstellen? Okay. Hier ist richtig spannend bei uns. Ja,
00:02:14: mein Name ist Linda Dahmann. Ich bin 29 Jahre alt, bin aktive Spielerin bei FC Bayern und
00:02:19: Nationalspielerin und ja, bin froh, dass ich heute oder ja, bin gespannt, heute Teil des Podcasts
00:02:26: zu sein. Fangen wir gleich mal mit dieser Grundfrage an, vielleicht, weil ich mir ja am Anfang hier
00:02:30: über so ein Wolf geredet habe zum Thema Fußball der Frauen, Frauen-Fußball. Man sagt doch eigentlich
00:02:34: nicht Frauen-Fußball, oder Linda? Ich würde einfach nur Fußball sagen. Ja, ich finde Frauen-Fußball
00:02:42: ist immer so ein komisches Wort, immer so ein Wort, mit dem man gleich irgendwie viel verbinden
00:02:48: möchte, aber ich finde einfach, wir spielen Fußball einfach, wir sind nur keine Männer, sondern
00:02:52: Frauen und das finde ich auch gut. Ich bin froh, dass wir auch als Frauen-Fußball spielen,
00:02:57: auch gut Fußball spielen können und vielleicht sollte man es ein Stück weit als eigenes Sport
00:03:01: hat ansehen, dass wir vielleicht ein bisschen einfacher. Ja, erstes Learning. Feli, du jetzt
00:03:06: auch als Journalistin, musst du dir da manchmal auch irgendwie was herstopseln, um das zu beschreiben,
00:03:11: wenn jetzt nicht gerade eine spielende Frau vor dir sitzt? Ja, also ich gebe mir mal Mühe,
00:03:16: das ist eigentlich nicht zu sagen Frauen-Fußball oder wenn dann nur ein Abgrenzungs-Zumänner-Fußball,
00:03:20: wenn ich es also ganz explizit erwähne. Ansonsten finde ich das total akkokolorisch,
00:03:25: also keiner sagt Frauentennis, keiner sagt Frauen-Basketball, du sagst es eigentlich nirgendwo
00:03:29: oder Frauen-Ski fahren, es ist halt Fußball, der wie Linda gerade gesagt hat von Frauen gespielt
00:03:35: wird oder Mädchen. Ja, also da ist es ja auch der Mädchen-Fußball, der jungen Fußball. Ich würde
00:03:41: nicht sagen, dass es halt Fußball. Und es hat natürlich auch gleich wie du sagst, wenn
00:03:46: da immer eine Wertung mit sich, das hat so gleich so ganz viele Assoziationen, die man vielleicht
00:03:50: gar nicht damit reinlegen möchte am Ende des Tages. Ja, also ich glaube es ist auch fast schon
00:03:55: so ein bisschen politisch, ob man das so sagt oder nicht. Also ich gebe mir der Mühe, weil ich auch
00:04:00: Worte sehr gewichtig finde, dass man da auch versucht zu sortieren und es gelingt natürlich nicht
00:04:06: immer, also ich habe letzte Woche was moderiert, da musste ich natürlich auch ständig sagen,
00:04:10: da hieß der Titel "Die Zukunft des Frauenfußballs" und der hieß dann eben schon so, alle um mich
00:04:15: herum haben die ganze Zeit von Frauenfußball gesprochen und ich habe mir da immer einen
00:04:18: Abgebüt das eben zu vermeiden, aber ich finde es halt eigentlich wichtig, dass man sich die
00:04:21: Mühe gibt. Ja, finde ich auch. Wir müssen es üben. Auch wenn wir hier in Bayern sind, wo Erchändern
00:04:25: ja auch so eine schwierige Sache ist. Ach du, da reden wir heute aus, also nicht darüber reden,
00:04:29: wir lieber über Fußball und in dem Fall über euch. Ich würde gerne wissen, wie ihr dazu gekommen
00:04:36: seid, wahrscheinlich, also ich kann mir vorstellen, ihr seid erst mal Sportfans gewesen und seid dann
00:04:40: irgendwie ausübende Sportlerin geworden und dann wurdet ihr da auch irgendwie professionell mit,
00:04:45: aber wie ist es denn bei dir gekommen in deiner Jugend? Wie bist du denn sozialisiert worden
00:04:49: mit dem Sport? Also ich komme aus einer Großfamilie, habe vier ältere Brüder und noch zwei jüngere
00:04:55: Schwestern, also Zwillinge noch hinterher gekriegt, meine Eltern noch zum Schluss noch nach fünf
00:05:01: gehen und haben sie noch Zwillinge gekriegt und daher war es für mich von Anfang an,
00:05:05: von Tag eins klar, entweder bleibe ich alleine zu Hause oder ich gehe halt mit, ich gehe mit meinen
00:05:09: Brüdern halt Fußball spielen. Das war für mich perfekt, weil es gleich irgendwie, ich war immer
00:05:13: die Jüngste, die Schwächste und dann auch noch das Mädchen, das eh schon ein bisschen benachteiligt
00:05:19: war, aber das hat mir im Endeffekt sehr viel geholfen, sehr viel Spaß gemacht, auch mit den
00:05:24: Jungs zu spielen und als sie dann in das Alter kamen, keine Lust mehr zu haben Fußball zu spielen
00:05:29: und ein bisschen andere Interessen bekommen, dann hatte ich dann meine zwei kleinen Schwestern,
00:05:33: die auch total Fußball verrückt waren, von daher hatte ich eigentlich meine ganze Zeit irgendwie
00:05:37: in der Kindheit ja Mitspieler, Mitspielerin aus der Familie, was für mich und für meine
00:05:42: Entwicklung, für meine Begeisterung eigentlich der beste Weg war. Das ist ein eigenes Verein zu Hause
00:05:46: gehabt, das ist in der Meinung schon ganz gut. Habt ihr zu Hause auch Sport-Fernsehen geschaut,
00:05:51: also war das auch immer so wie ein Spiel lief, alle vom Fernsehen, wurde dir da auch irgendwie so
00:05:55: erzogen von den Eltern? Ja, ich glaube früher war das einfach noch nicht so gang und gäbe,
00:05:59: den ganzen Tag vom Fernsehen zu sitzen, also wir waren den ganzen Tag draußen, ich kann mich kaum
00:06:03: daran erinnern, irgendwie Fußball geschaut zu haben, man hat früher mal ab und zu seiner Lieblingsspieler
00:06:08: so ein bisschen so die Highlights bei YouTube, da kann ich mich schon daran erinnern, dass ich das
00:06:11: auch gemacht habe, aber so wirklich Live-Spiele gesehen habe ich eigentlich eher selten, also ich
00:06:17: glaube wir waren zum Glück noch die Generation, die nach Hause kommen musste, als die Lichter
00:06:21: angehen, als die Laternen angehen, so das war das, was wir machen mussten und den Rest waren
00:06:25: wir eigentlich am Tag frei, konnten rauskicken gehen, das war eigentlich eine sehr schöne Kindheit.
00:06:29: Jetzt passiert dir dann irgendwas zwischen rauskicken gehen und ich möchte das professionell machen,
00:06:33: wann kam denn da so der Switch bei dir? Ja, also dass ich mal bei FC Bayern landen würde,
00:06:39: das war für mich als Kind eigentlich schon eher unrealistisch, ich weiß, dass ich ein
00:06:44: Freundebuch hatte, wo jeder so reinschreiben könnte, was man einem wünscht und ich weiß,
00:06:48: dass mein Bruder mir da reingeschrieben hat, das wünsche ich dir, dass du niemals zum FC Bayern
00:06:51: wechselst, das habe ich letztens noch gefunden und ich weiß, dass ich da früher drüber gelacht habe,
00:06:56: als ich das gelesen habe, aber jetzt ist es irgendwie so gekommen und ich habe ja mal gehofft,
00:07:01: dass für mich, dass ich mal irgendwann bei den Männern spielen darf, das war immer so mein Traum,
00:07:04: als Kind, dass ich später in einem Männermannschaftspiel, keine Ahnung warum, aber dass ich jetzt
00:07:09: zum FC Bayern gewechselt bin und hier meinen Traum leben darf, bei dem Verein, wo ich als Kind auch
00:07:13: schon immer ein Riesenfan von war, ist für mich eigentlich das schönste, was hätte passieren können.
00:07:18: Aber dazwischen kam mir noch eine lange Karriere bei der SGS Essen, also irgendwann hast du doch
00:07:22: entschieden, ich mache das jetzt beruflich oder irgendwann wurde es vielleicht entschieden,
00:07:25: wann ist das passiert?
00:07:26: Ja, ich finde das schwer zu sagen, wann du das switchest, ich meine, ich habe schon in der Bundesliga
00:07:31: gespielt bei Essen, aber ich glaube so richtig zu sagen, ich bin jetzt Profi, das war erst der
00:07:35: Schritt nach München und das war dann auch erst 2019, ich würde sagen, das ist ab da erst
00:07:40: wirklich zum Profi, also gleich habe ich vorher auch in der Bundesliga gespielt, aber es war vom
00:07:45: Ablauf von den Gegebenheiten, von den Bedingungen von auch meinem Alltag, was ganz ganz anderes als
00:07:50: jetzt und deshalb würde ich sagen, dass der Schritt auch eigentlich erst da gekommen ist, wo ich
00:07:54: gesagt habe, okay, ich gehe jetzt wirklich Richtung Profi und das möchte ich jetzt beruflich machen
00:07:58: und all dafür, alles andere auch dafür ein Stück weit nicht liegen lassen, aber die Priorität
00:08:04: wurde dann schon ein bisschen mehr noch zum Fußball rübergelegt.
00:08:07: War das für deine Familie dann ein konsequenter Schritt oder waren sie doch ein bisschen überrascht?
00:08:11: Ja, es ist immer schwierig, so meine Mama war natürlich sehr traurig, dass ich gegangen bin,
00:08:17: ich wusste auch, das wird hart ihr das zu sagen, dass ich den Schritt machen möchte, weil ein München
00:08:22: schon ein Stück ist von meiner Heimat, so über 600 Kilometer und für sie war es schon schwierig,
00:08:27: aber ich sage mal, alle anderen in der Familie waren schon so, ja klar, mach das auf jeden Fall,
00:08:31: die Chance kriegst du nicht immer und die standen auch komplett dahinter, meine Mutter ja am Ende,
00:08:35: auch wenn es ihr dann natürlich emotional ein bisschen schwieriger gefallen ist.
00:08:38: Und ein großes Glück, dass sie dich ziehen lassen haben, wer zu uns.
00:08:41: Philipp, wie war das dann mit irgendwie so richtig Felicia?
00:08:44: Du kannst vollkommen.
00:08:45: Da darf ich nennen, wie ich das.
00:08:47: Wie mich immer nennst.
00:08:49: Philipp, wie waren das bei dir damals, also damals muss man sagen,
00:08:52: wir sind ja noch hier ein gewisser Generationsunterschied, ja, Zylinder.
00:08:57: Wie war das bei dir damals? Woher kam deine Sportbegeisterung?
00:09:02: Dieses tatsächlich angeboren, also es gibt Babyfotos von mir, da stehe ich neben meinem Laufkasten
00:09:07: und nebenan der Ball und es war tatsächlich so, ich bin ein Kind, das einfach mit dem Ball versorgt wurde
00:09:13: und dann war ich happy.
00:09:14: Also ich habe auch ein paar Geschwister, die haben aber alle kein Bock auf Fußball gehabt,
00:09:18: also auch mein Bruder hat Fußballboy kotiert und dann war das tatsächlich so,
00:09:22: der auf der Straße entdeckt wurde im Kindergartenalter vom Jugendleiter, der damals eine F-Jugend gegründet hat.
00:09:30: Heute würde es eine G-Jugend sein und der dann meine Eltern gefragt hat,
00:09:33: ob ich da vielleicht mitspielen dürfte als einziges Mädchen,
00:09:36: aber er hat halt gesehen, dass ich da halt immer rumgebollst habe und habe dann da Fußball gespielt
00:09:41: und war über viele Jahre sehr happy bei der Spielvereinigung unter Münsterteil und habe dann gespielt.
00:09:48: Aber meine Karriere war dann sozusagen zu Ende, als es dann eben nicht weiter ging,
00:09:52: weil der nächste größere Club war dann eben der SC Freiburg mit einer dann aber auch schon Frauenabteilung.
00:09:58: Und ich konnte einfach, ich habe auch noch Tennis gespielt und war einfach ballverrückt und dann war das vorbei.
00:10:04: Aber meine Sportbegeisterung ist tatsächlich auch nicht nur auf Ballsportarten fokussiert,
00:10:09: sondern ich gucke halt rauf und runter.
00:10:11: Also wenn man mich am Wochenende sieht, was ich mache, dann ist es mal schwierig,
00:10:15: mich dann am Fernseher wegzukriegen, auch wenn ich dann lieber noch rausgehe,
00:10:19: aber ich kann mich dafür alles begeistern, was halt irgendwie mit Sport zu tun hat.
00:10:23: Das ist so wie für dich vielleicht Kunst und Kultur.
00:10:25: Für Musik ist das halt für mich, ich liebe es und plane dann noch gerne,
00:10:29: wo ich mir jetzt irgendwie wieder auch live Sport angucken kann.
00:10:32: Also ob Basketball, ich gehe auch in Berlin auch da gerne hin oder zu den Füchsen.
00:10:38: Also es ist egal, ich finde das halt echt alles richtig gut.
00:10:43: Glaubst du wirklich, dass das auch irgendwie angeboren ist?
00:10:45: Finde ich ganz interessant, was du gerade gesagt hast.
00:10:47: Ja, also mein Vater war auch Sport verrückt und insofern glaube ich,
00:10:51: dass ich von ihm was abbekomme von meiner Mutter, die ist genau das Gegenteil.
00:10:55: Die konnte das nie so richtig verstehen.
00:10:56: Aber ich glaube tatsächlich, dass ich auf jeden Fall mit einer Sportverrücktheit
00:11:01: auf die Welt gekommen bin, auf jeden Fall.
00:11:03: Weil Anna Zogen hat mir das tatsächlich niemand, sondern ich habe diesen Weg
00:11:06: schon ganz alleine gesucht.
00:11:09: Du hast ja dann aufgehört, Fußball oder nicht aufgehört,
00:11:11: du spielst ja jetzt wahrscheinlich ja noch ab und zu Fußball vielleicht.
00:11:14: Ab und zu ja.
00:11:14: Oder Tennis oder Alt-Frauen-Mannschaft oder so.
00:11:18: Aber immerhin du spielst, aber dann bist du ja den Sportjournalismus gegangen.
00:11:21: Das war dann für dich auch ganz konsequenter Schritt wahrscheinlich.
00:11:24: Ja, tatsächlich war es insofern ein konsequenter Schritt,
00:11:26: weil ich am liebsten selbst Sport studiert hätte auch oder war eines oder eine meiner Ideen.
00:11:32: Aber ich hatte dann leider irgendwann,
00:11:34: ich musste dann auch mal zwischenzeitlich aufhören mit Tennis,
00:11:38: weil ich so Rückenprobleme hatte und dann habe ich davon abgesehen,
00:11:41: auch tatsächlich Sport zu studieren.
00:11:43: Und bin dann aber direkt im Prinzip direkt nach dem Abitur in die Sportredaktion
00:11:48: der Bayerischen Zeitung und habe dort dann angefangen,
00:11:51: mich dafür zu begeistern, dass dann eben als Beobachterin dann auch zu begleiten den Sport.
00:11:58: Und ich habe übrigens da auch schon relativ früh erkannt,
00:12:01: dass es ein Gefälle zwischen Männern und Frauen gibt, über die da berichtet wird.
00:12:04: Und ich habe es ja selbst im eigenen Leib erfahren,
00:12:06: welchen Junge gewesen hätte ich locker weiter Fußball spielen können.
00:12:09: Aber so hatte ich dann eben die Herausforderung, aufhören zu müssen
00:12:14: und habe da schon so eine, ich sage mal, nicht so eine richtige Balance gesehen
00:12:18: zwischen Männern und Frauen.
00:12:19: Und was auch noch ganz lustig ist, mein Bruder, mein größerer Bruder,
00:12:22: hat selbst auch nicht Fußball gespielt.
00:12:23: Der hat sich ein bisschen für mich geschämt, dass ich Fußball spiele.
00:12:26: Das war für den irgendwie so eine Sache, dass das auch so auf dem Land
00:12:30: dann zu der Zeit einfach noch so komisch beäugt wurde.
00:12:33: Also ich will es nicht mit den ganzen Klischees kommen.
00:12:36: Die Frauen so anhaften ist dann keine so richtige Frau.
00:12:41: Und das hat ihn irgendwie zumindest in Teilen tangiert.
00:12:46: Und deswegen wurde ich übrigens auch zum Tennis gesteckt,
00:12:48: weil man hoffte, dass ich dadurch auch vom Fußballabstand nehme.
00:12:52: Das ist vielleicht noch eine gute Side-Notiz,
00:12:55: die auch zu meinem Leben hinzuführt, dass ich das immer so latent dann gespürt habe.
00:12:59: Das ist jetzt nicht so die Sportart Nummer eins war, mit der man mich gerne gesehen hat.
00:13:03: Weil es gilt dann doch auch immer irgendwie so, ja, irgendwas zu pflegen,
00:13:07: was man irgendwie so sein soll.
00:13:10: Also die Normen, die dann Sport auch mit äußert mir fehlen.
00:13:16: Jetzt gerade so ein bisschen die Worte dafür, wie man das so richtig benennt.
00:13:18: Aber so die gesellschaftlichen Normen, die auch auch Sport machen.
00:13:21: Genau, das macht man halt nicht.
00:13:22: Aber war das bei dir aus, Solina?
00:13:23: Du hast du auch solche Erfahrungen?
00:13:25: Ich denke mal, es ist ungefähr da liegen zehn Jahre dazwischen, zwischen den Jugend.
00:13:28: Ich würde mir wünschen, dass du uns jetzt sagst, bei dir gab es das gar nicht.
00:13:32: Ist mein Wunsch richtig?
00:13:35: Kannst du mir füllen?
00:13:36: Ja, ich würde sagen, von den Geschwistern oder von der Familie her gar nicht.
00:13:41: Also auch vom Umfeld her habe ich das nie wahrgenommen.
00:13:44: Also ich kann jetzt aus keinem Punkt der Karriere sagen, dass ich mal in die Richtung
00:13:49: irgendwie was mitbekommen hätte.
00:13:51: Von daher glaube ich, dass es vielleicht dann auch ein bisschen unterschiedlich war.
00:13:55: Du hast dominanter gespielt.
00:13:56: Ich glaube, du hast auf dem Platz so eindrucksvoll bespielt, dass da vielleicht auch gar
00:14:03: kein anderer Ansatz möglich war.
00:14:05: Und dann nur noch einen Satz.
00:14:07: Ich glaube, du bist ein NRW.
00:14:09: Du kommst genau, du bist ja aus NRW.
00:14:12: Und ich komme da halt aus dem tiefsten Schwarzwald.
00:14:15: Und das ist mitunter dann vielleicht vor ein paar Jahren noch so eine andere
00:14:20: Ausgangssituation gewesen.
00:14:22: Kann schon mal.
00:14:23: Ja, also jetzt könnte nur eine These.
00:14:25: Aber wir werden das jetzt nicht statistisch auswerken, ob es so ist.
00:14:28: Aber ich finde es total interessant, das zu hören.
00:14:30: Jetzt kommen wir mal zu der großen Frage, die sich viele stellen.
00:14:35: Frauen im Fußball.
00:14:36: Warum ist da noch so ein großer Unterschied, den du auch schon so angesprochen hast?
00:14:41: Wenn man sich da ein bisschen einliest, kommt man ganz schnell drauf.
00:14:43: Da gibt es einfach ein paar Punkte, die es einfach zu verändern gibt.
00:14:46: Und auch ein bisschen, ja, ich habe vorhin schon gesagt, ein bisschen Geschwindigkeit
00:14:49: drauf zu kriegen in Entwicklung.
00:14:51: Eine Sache ist, die ich ganz ehrlich gesagt nicht wusste.
00:14:54: Und da kannst du vielleicht auch was sozusagen fehl.
00:14:56: Es gibt ja schon so einen gewissen Vorsprung, den der Fußball der Männer.
00:14:59: Und ich muss es jetzt leider gerade eben immer so sagen, weil sonst sind wir gerade
00:15:02: im Vergleich drinnen hat, dass der, dass Frauen vom DFB das Fußball spielen,
00:15:09: eine Zeit lang verboten war unter diesem Verein von 1955 bis 1970.
00:15:15: Genau, das hast du schon richtig.
00:15:17: Also genau, es gab dieses Verbot des DFB.
00:15:19: Und das ist natürlich immer, wenn man das dann wieder auf die Gesellschaft
00:15:23: runterbricht, dass eben für die Frauen der Fußball verboten war, hat es natürlich
00:15:27: so ein gesellschaftlichen Nachklapp.
00:15:29: Das ist sozial-psychologisch, natürlich sehr gut nachvollziehbar, dass dann auch
00:15:34: sozusagen die ganzen Klischees weiterleben konnten, weil natürlich
00:15:38: da ja so eine Absolution in einem Verbot war.
00:15:41: Und dieses Verbot war heute, würde man sagen, auf Basis von Verschwörungstheorien.
00:15:45: Ich weiß nicht, Linda, wie sehr du dich oder ihr euch jetzt heute noch mit
00:15:49: so einer Vergangenheit auseinandersetzt.
00:15:51: Aber sie ist meines Erachtens schon noch maßgeblich für das Bild, was dann im
00:15:55: weiteren Verlauf geprägt wurde.
00:15:57: Natürlich auch noch, dass die ersten Frauen, Teams dann wieder in Jugendhosen
00:16:03: irgendwie kicken mussten und da immer mit diesem schon so oft zitierten
00:16:07: Kaffee servis, also auch nicht so richtig ernst genommen wurden, was dann damit
00:16:10: eine hergingen, trotz sportlicher, sehr guter Leistung und auch Erfolge.
00:16:15: Aber ist es eigentlich für euch noch so ein Thema, dieses Verbot, dass es das gab?
00:16:20: Nee, also an sich glaube ich schon, dass wir ab und zu mal dann auch das Thema
00:16:26: hatten, auch im Verein mal hatten wir, glaube ich, auch mal, ich weiß gar nicht mehr,
00:16:31: was das war, aber auch über jemanden, der so ein bisschen über die Frauenfußballgeschichte
00:16:35: auch geredet hatte, das ist auch gar nicht so lange her.
00:16:37: Also man kennt die Geschichte schon, aber ich finde, jetzt so in der Zeit, wo man
00:16:41: jetzt halt spielt, ist es dann auch irgendwie so fern ab und ich finde, man
00:16:45: sieht ja jetzt schon, auch wenn man im Verein spielt, einfach die Entwicklung
00:16:48: selbst in den fünf Jahren, wo ich jetzt bei Bayern bin.
00:16:50: Also es ist ja nicht so, dass es dann von da aus direkt ganz oben war, da man sieht
00:16:55: so die Kurve immer mit ansteigen und das ist schon irgendwie schön, aber man wäre
00:16:59: auch gerne noch Teil davon, wie es irgendwie noch weitergehen könnte oder
00:17:03: welches Potenzial dann noch drinsteckt.
00:17:05: Das ist halt alles, finde ich, auch noch ein bisschen schwierig einzuschätzen.
00:17:08: Aber ich freue mich jetzt halt so, dass es jetzt so ihr seid, so die Ersten, die ein
00:17:11: bisschen mehr von so einem Hype, also es ist ja nicht mal, ja, diese Aufmerksamkeit
00:17:17: jetzt auch bekommen.
00:17:18: Also nicht nur zu einer WM oder zu einer IM, diesen Turniereffekt, den es ja schon
00:17:23: mal gab oder schon öfter gab in der Vergangenheit, jetzt ist es so endlich mal so da.
00:17:27: Ich weiß nicht, wie es jetzt auch öfter erkannt hat, Entschuldigung, die Arbeit.
00:17:30: Das sind Bedefekte.
00:17:30: Aber das sind so immer so die, merkst du jetzt auch, weil du hast vorgesagt, Bayern,
00:17:35: du bist sozusagen, waren deine Vorbilder Männer, du wolltest bei den Jungs
00:17:38: mitspielen, ich glaube, das hast du nicht gesagt, das sage ich, das war meine
00:17:41: Interpretation im Kopf, weil du wahrscheinlich mehr männliche Vorbilder
00:17:44: auch hattest oder auch schließlich.
00:17:45: Ja voll, also ich hatte nur männliche Vorbilder, ich habe auch nur Männerfußball
00:17:48: geguckt, ich wusste auch, glaube ich, ich weiß nicht wie alles war.
00:17:51: Also du bist jetzt schon lieb.
00:17:52: Ich glaube, dass ich auch in der B-Jugend wollte ich auch unbedingt noch bei den
00:17:56: Jungs spielen, ich dachte auch wirklich Frauenfußball, also in dem Fall war es ja
00:18:00: dann noch Mädchenfußball, dass ich da nix zu suchen habe, dass ich zu den Jungs
00:18:03: gehör, so ich habe mich dann nie so auf der Seite gesehen, ich habe auch mal
00:18:06: gesehen, wenn ich mal später Profi bin, dann werde ich auch bei den Männern
00:18:09: spielen, das ist ganz klar so.
00:18:11: Aber ich, man hatte als Mädchen dann noch nicht diese Frauenvorbilder, ich kannte
00:18:16: dann zwar vielleicht meine Birgit Prinz, man hat die dann auch schon mal gesehen,
00:18:18: aber ich war nie jemand, der den Frauenfußball dann in dem irgendwie verfolgt hat,
00:18:22: sondern ich hatte immer meine Männervorbilder und irgendwann hat sich das
00:18:26: dann ein bisschen verändert, aber...
00:18:28: Kannst du dich noch an deinen ersten Tag dann wahrscheinlich bei der SGS
00:18:31: Essen erinnern, wo du dann wirklich in einer Frauenmannschaft warst?
00:18:36: Nee, ich bin erst...
00:18:37: E-Vacus, ne?
00:18:38: Nee, erst bei den FC Erdüßburg bei meiner ersten Frauenmannschaft, das war
00:18:42: dann nur 17, das erste Jahr, also es ging nicht mehr, dass ich die B-Jugend noch
00:18:45: bei den Jungs spielen konnte, ich wollte es unbedingt, ich glaube ein Jahr
00:18:48: später ging es dann auch mit Ausnahmen, aber bei mir ging es nicht, aber ich bin
00:18:52: dann zu den Mädels gekommen, ich weiß dann auch, dass wir dann in der
00:18:55: Liga gespielt haben, wo wir alles, wir haben alles 10, 11, 12, 0 gewonnen und
00:18:59: ich dachte, das wäre jetzt das Niveau, was man jetzt hier die nächsten Jahre
00:19:02: spielt und ich dachte, boah, echt ein Riesenunterschied, aber ja klar, dann ab
00:19:06: dem ersten Bundesligaspiel habe ich dann auch gesehen, okay krass, die sind
00:19:08: schon echt, ich weiß, dass ich dann bei Leverkusen, glaube ich, mein erstes
00:19:11: Bundesligaspiel gemacht habe und dann gegen Lira Bayramay war es ja damals
00:19:16: noch gespielt habe und ich, die hat mich zehnmal getunnelt und ich kam gar nicht
00:19:20: klar, ich kam gar nicht hinterher und dachte, was ist denn hier los?
00:19:23: Das war so das erste Mal, wo ich dachte, okay krass, da geht was, da geht was und
00:19:27: da habe ich noch einiges zu lernen, um auf das Niveau zu kommen und das war dann
00:19:30: schon irgendwie auch eine coole Erfahrung und so, dass ich dachte, wow, der
00:19:33: Frauenfußball ist echt, der ist echt richtig gut, weil das hatte ich in den
00:19:37: UNer oder in den UN-Mannschaften noch nie so das Gefühl gehabt, dass wirklich das
00:19:40: Niveau dann noch so viel höher gehen kann als die Mitspieler, die man dann zu
00:19:44: der Zeit noch hatte. Und wenn ich da kurz einhaken darf und jetzt eben das Niveau
00:19:49: ist besser geworden und jetzt ist eben jemand wie Linda ein Vorbild und das
00:19:53: finde ich halt richtig gut und das seid ihr jetzt ja auch endlich, also da habe
00:19:57: ich schon das Gefühl, dass ich unfassbar viel getan habe.
00:20:00: Ja, aber ich glaube schon, dass es hauptsächlich auch durch die EM
00:20:04: gekommen ist. Also für mich persönlich hat sich das seitdem so ein Stück weit
00:20:08: verändert. Klasswurt immer so auch auf Vereinsebene, immer professioneller, auch
00:20:12: ich weiß, dass ich an China Bayram gekommen bin, es gab es auch noch Männer
00:20:15: klamotten, ich kann mich da noch eigentlich relativ gut daran erinnern und
00:20:17: mittlerweile kriegen wir auch zu Champions League Schnitt, alles auf Frauengröße
00:20:23: und alles professionell und dann, ich finde, dann wirkt es ja auch besser. Also ich
00:20:27: fühle mich auch immer wohler, wenn wir die Frauenklamotten kriegen, wenn alles so
00:20:30: angepasst ist und man merkt ja schon so zu der Zeit, wo ich gekommen bin, bis
00:20:36: jetzt, es waren ja nicht 20 Jahre dazwischen, sondern jetzt mein fünftes Jahr
00:20:40: jetzt gerade mal angefangen und was in der Zeit allein schon möglich war, ist es
00:20:43: dann schon interessant zu sehen, was jetzt so die nächsten Jahre noch draufgepackt
00:20:46: werden kann. Du hast es gerade angesprochen mit den Klamotten, das ist auch
00:20:51: eine Sache, also wir haben es einmal kurz über diesen Vorsprung, also die Fußballerfonds
00:20:54: ist ein bisschen zu spät losgelaufen durch dieses Verbot praktisch und es geht
00:20:58: aber auch so ein bisschen um die Ausstattung, also dass man da irgendwie
00:21:00: ein bisschen nachlegt oder auch eben sich ein bisschen auf Frauen einstellen,
00:21:06: oder? Also was fehlt da, vielleicht was könnt ihr erzählen oder was hat sich
00:21:09: verändert? Du hast jetzt schon gesagt, die Klamotten haben sich zum Glück bei euch
00:21:11: schon verändert, bei anderen Sportvereinen ist es glaube ich wahrscheinlich noch
00:21:14: nicht so, hast du die Erfahrungen, Felix? Also bei uns, bei Viktoria ist es auch so,
00:21:18: das hat sich natürlich auch verändert, also tatsächlich als wir kamen, also wir
00:21:23: der Ankamen, also muss man ja, Viktoria, ich will das lobend erwähnen, haben schon
00:21:26: lange eine Frauenabteilung im Fußballbereich und deswegen, wir haben das
00:21:32: jetzt nicht neu erfunden, aber was wir schon geschafft haben, ist eben an der
00:21:35: Infrastruktur zu arbeiten, dazu gehören die Infrastruktur, dass es eben
00:21:40: genügend Trikots für unsere Frauen gibt und auch Trainingsklamotten, Winterklamotten,
00:21:46: du weißt ja, was gehört da alles dazu, das ist eine ganze Menge und wenn das
00:21:49: halt nicht reicht, oder die dann drei Tage lang mit der gleichen Hose
00:21:53: da trainieren müssen, ist es halt schlecht und sie sollen aber immer die gleiche
00:21:56: Hose in der Farbe anziehen, weil der Trainer das so vorgibt, dann ist es
00:22:00: halt auch wichtig, dass genügend da ist oder dass halt auch eine Massagebank da
00:22:03: ist, wo sie sich danach auch behandeln lassen können, dass so eine Infrastruktur
00:22:07: da ist, um dann eben auch ja auch leistungsbezogen, auch diesen Sport
00:22:12: ausüben zu können und für uns gibt es natürlich der Anders, ich glaube, da ist
00:22:16: natürlich Bayern München in einer ganz anderen Situation, als wir es zum
00:22:19: Beispiel, wir müssen an allem noch den Spaten in die Hand nehmen, unter
00:22:24: Anfang umzugraben, das fängt von Trainingsflächen an, weil die
00:22:27: Trainingszeiten alle auf die Männer- und Jungsteams sozusagen abgestimmt sind,
00:22:32: dann kommt da so ein Frauenteam an, das auch ambitioniert in die Bundesliga will,
00:22:36: ja gut, wie steckt man da die Trainingszeiten ab, das ist gerade wenn
00:22:41: eben Platznot ist und wir haben in Berlin eine Platznot, wir sind auf
00:22:45: städtischen Plätzen unterwegs, dann müssen da neue Pläne entwickelt
00:22:48: werden, im besten Fall auch neue Trainingsstätten hinzukommen, also da
00:22:53: gibt es sehr viele Dinge, wo wir merken, dass auch der Fußball der Frauen eben
00:22:56: noch da Entwicklungsspielraum hat und das ganz wichtig ist, um dann eben in der
00:23:01: Breite jetzt nicht nur für Nationalspielerinnen wie Linda oder für
00:23:04: Bayern-Spielerinnen oder Wolfsburg-Spielerinnen eine gute Struktur zu
00:23:07: haben und zu schaffen, dass da noch unheimlich viel zu tun ist in der
00:23:11: Breite, um da eben auch dann Mädchen auch nachrücken zu lassen, weil wir haben
00:23:14: zum Beispiel einen riesigen Zulauf eben auch seit 2022 in den Vereinen an
00:23:19: jungen Mädchen, die Bock haben Fußball zu spielen, wir müssen leider viele auch
00:23:23: weg schicken, weil wir auch in der Vereinstruktur ganz unten leider noch
00:23:28: nicht genügend Trainerinnen und Trainer haben, aber vor allen Dingen und daran
00:23:32: hakt es tatsächlich noch nicht genügend Sportstätten, um auch da das Angebot auch so anbieten zu können.
00:23:37: Und da ist eben sehr viel notwendig, um sozusagen auch dann ja diese strukturelle Veränderung auch
00:23:43: anzustoßen, die es eben auch braucht, um in der Breite dann auch letztlich so eine Professionalisierung zu vollziehen.
00:23:48: Und da geht es natürlich auch um Geld, weil schön guten Rasen und Spielstätten und Trainerinnen,
00:23:54: Physiotherapeutinnen, alles aufzählen.
00:23:57: Irgendjemand muss das ja bezahlen, leider, da hat es im besten Fall, also du hast wahrscheinlich jetzt schönes zu berichten,
00:24:03: hier seitdem du bei uns hier beim FC Bayern spielst.
00:24:06: Aber das war ja auch mal so ein bisschen anders.
00:24:08: Da möchte ich kurz vielleicht ganz so ein bisschen sehen, du warst ja beim SKSS vorher,
00:24:12: so ein ganz super Verein, finde ich.
00:24:13: Und die haben das ja alles so ein bisschen, die machen das ja alles so ein bisschen anders,
00:24:17: weil die sind ja jetzt auch nicht auf dem Geld.
00:24:19: Kannst du da ein bisschen was jetzt sagen?
00:24:21: Also SKSS, Rückblick kann man halt sagen, dass dieser Verein mit so viel Leidenschaft arbeitet
00:24:30: und es für mich unglaublich bemerkenswert ist, mit welcher Leistung und Konstanz die Mannschaft ist.
00:24:36: Immer wieder schafft trotz Tausend Spielerinnen, die sie jedes Jahr gefühlt abgeben an Topvereine,
00:24:41: immer wieder schaffen, halt die Leistung zu bringen.
00:24:44: Und das ja, das erlebt man natürlich auch mit.
00:24:48: Wir hatten da auch, glaube ich, zum Teil vier andere Sportstätten die Woche.
00:24:52: Also ich weiß es, wir haben Montags da trainiert, Dienstags da, Donnersdag da, Freitags da,
00:24:56: da hatte man ja noch viermal die Woche Training, dann waren auch zwei Mal die Woche frei.
00:25:00: Aber ich weiß, dass es auch ein Riesen-Disaster eigentlich war, wo, wann wir trainieren.
00:25:05: Und dann haben die Jungs noch trainiert und dann hatten wir nur eine kleine Ecke des Feldes.
00:25:09: Also jetzt so die Probleme, die ich dann von Berlin höre, das ist dann auch so was gewesen,
00:25:13: was wir auch hatten.
00:25:14: Aber ich glaube, wenn man wirklich Leute hat, die immer wieder versuchen das allerbeste
00:25:18: rauszuholen mit der Leidenschaft und mit dem Herz, was die Leute da in Essen einfach mitbringen,
00:25:24: ich glaube, da kann man dann schon sagen, ist schon bemerkenswert, was jetzt auch, ich
00:25:28: glaube, dass sie sich auch extrem jetzt weiter entwickelt haben, so was man hört, was jetzt
00:25:32: auch für den Platz dann auch für die Frauen noch gebaut wurde.
00:25:35: Ich glaube, die haben sich da auch schon sehr viel weiter entwickelt zu der Zeit, wo ich
00:25:39: da den Fallen verlassen habe.
00:25:40: Aber trotzdem ist es natürlich krass, dass solche Bedingungen dann in derselben Liga
00:25:45: spielen wie jetzt Bayern oder Wolfsburg, die wirklich auf dem Top-Niveau von den professionellen
00:25:50: Bedingungen sind.
00:25:51: Und trotzdem aber viele Vereine da so viel Hilfe oder Nachholbedarf oder einfach an vielen
00:25:59: Enken und Kanten auch so viel zu tun haben.
00:26:01: Und es trotzdem schaffen ja eigentlich so eine gute Mannschaft trotzdem auszubilden oder
00:26:07: trotzdem auf dem Niveau so mithalten zu können.
00:26:09: Das ist eigentlich schon nicht verrückt.
00:26:10: Und da kam ja auch ganz kreative Ideen.
00:26:12: Ihr hattet auch so duale Ausbildungen da, weil auch das Honorar oder der Lohn für eure
00:26:17: Arbeit als Fußballspielerin war ja wahrscheinlich nicht so prickelnd oder ist bei ganz vielen
00:26:22: Spielerinnen nicht so.
00:26:23: Ich arbeite jetzt nichts mehr, ich spiele jetzt hauptberuflich Fußball, also wie man sich
00:26:27: das eigentlich wünschen würde, weil das Training ist ja sehr intensiv.
00:26:29: Da gab es auch so richtig Angebote mit Ausbildungen und Fußball bei euch.
00:26:33: Ja, ich kann mich gut daran erinnern, dass die nicht studiert haben, haben wir auch zum
00:26:37: Teil dann eine Ausbildung.
00:26:39: Ich glaube auch bei dem Vorstand auch dann in dem Büro gemacht, die hat dann dann den
00:26:44: ganzen Tag gearbeitet.
00:26:45: Das Abend ist dann auch zum Training gekommen.
00:26:47: Ich glaube, jeder war halt bis abends beschäftigt und kommt dann zum Training.
00:26:51: Das war halt, deshalb meine ich, dass ich eigentlich hier als Profi geworden bin, weil
00:26:55: den Alltag hatte ich in Essen auch.
00:26:56: Ich war dann auch in der Uni bis abends, bin dann auch zum Training gekommen und so
00:26:59: ging es halt jeder Mitspielerin.
00:27:00: Und natürlich ist es dann von der Belastung auch nochmal was ganz ganz anderes.
00:27:05: Also dann hast du nicht mal die professionellen Bedingungen, die du hier hast und musst
00:27:09: dann auch noch den ganzen Tag gefühlt arbeiten oder warst den ganzen Tag beschäftigt.
00:27:13: Es stand dann noch ewig im Stau, weil du dann über die Jahr 40 zum Training fahren musstest.
00:27:18: Also so im Nachhinein betrachtet war das jetzt mit Bayern in keinster Weise mehr zu vergleichen.
00:27:24: Das muss man schon sehr wollen, sehr wollen, glaub ich.
00:27:26: Ja, und ich muss schon mal nachher.
00:27:27: Und da sind wir wieder bei einem Vorsprung natürlich, einfach auch wenn man zu den Gehältern
00:27:30: kommt im Männerfußball.
00:27:31: Ich will das jetzt gar nicht von der Menge vergleichen, wie viele jetzt die Frauen und
00:27:34: die Männer kriegen.
00:27:35: Da kann sich jeder wahrscheinlich selber vorstellen, wo wir daraus kommen.
00:27:37: Aber dass man einfach natürlich die meisten Spielerinnen müssen noch arbeiten.
00:27:41: Ja, also ich habe eine totale Bewunderung für alle Spielerinnen, die es so gibt, die
00:27:47: auch gerade den doch nicht ganz einfachen Alltag in der Bundesliga auch meistens oder
00:27:52: auch in der zweiten Bundesliga oder auch bei uns in der Regionalliga mit so viele Lahren
00:27:56: ran zu gehen und dann mit doch recht wenig Ertrag, kennt man ja auch als anderen Sportarten.
00:28:01: Also Deutschland ist halt ein glückseliges Männerfußballand, das muss man halt so sagen.
00:28:07: Da sitzen die, die am meisten Geld bekommen.
00:28:10: Also ich will das auch nicht überstrapazieren, das ist eine andere Diskussion, was bewertet
00:28:16: wird und es gibt ja dafür einen Markt und das ist halt eben das, was es am Ende auch
00:28:19: bestimmt.
00:28:20: Aber ich finde schon die Leistung all derer, die gerade für den Sport so brennen, ohne
00:28:27: zu wissen, dass es da vielleicht so einen finanziellen Erfolg gibt, der das auch irgendwie
00:28:33: aufwiegt, dass man sich auch mit seinem ganzen Körper da so reingibt.
00:28:37: Also weil es ist ja auch nicht so, dass alle, die im Spitzensportlinder, hat er jetzt ja
00:28:40: auch eine schwere Verletzung.
00:28:42: Also man macht ja ja auch viel Abstriche im Privatleben, weil man permanent fremdominiert
00:28:48: ist und muss dann auch noch damit zurechtkommen, dass der Körper immer ans Limit getrieben
00:28:54: wird.
00:28:55: Und das hat man auch nicht mal ein Gehalt checkt, der eigentlich dafür ausreichend ist, wenn
00:28:59: man dann überhaupt einen bekommt.
00:29:00: Also das muss man ja auch sagen, weil diese Gefällelage, das würde ich gerne wirklich
00:29:04: einmal kurz erwähnen, auch in der Bundesliga.
00:29:06: Es wird zwar immer so korportiert, ich glaube so über 3000 Euro ist der Durchschnitt in
00:29:11: der Bundesliga, 3,5 glaube ich ganz genau, aber es ist nun mal auch zur Wahrheit gehörend,
00:29:17: dass auch bei Bundesligisten nicht alle Spielerinnen wirklich Geld verdienen, mit dem, dass sie
00:29:23: dort zum Kader gehören.
00:29:25: Und das ist eben ganz schwierig, ich wollte das nur noch mal unterstreichen, was du ja
00:29:30: auch schon gerade sehr gut da am Beispiel von Essen auch gebracht hast, wie groß die
00:29:35: Unterschiede sind.
00:29:36: Und es kommt ja auch einmal ein, deswegen reden wir auch darüber, weil alle sagen, ja
00:29:40: wir wollen halt guten Fußball sehen, für guten Fußball braucht man halt auch Rahmenbedingungen.
00:29:44: Richtig.
00:29:45: Das sieht man jetzt hier auch beim FC Bayern, wenn man es einem, ich meine nicht mal leichter
00:29:48: macht, ich finde nicht, dass man es euch leichter macht, sondern man macht es so, damit ihr
00:29:51: gut trainieren könnt und gut spielen könnt.
00:29:53: Eigentlich würde sich so gehören, also eigentlich müsste es ja so sein.
00:29:56: Ja voll.
00:29:57: Obwohl ich glaube auch, ich glaube die Mädels brauchen zum Teil auch was neben dem Fußball,
00:30:02: also ich glaube es gibt auch, also ich finde es ist immer wichtig, dass man auch so, wenn
00:30:08: es im Fußball halt dann zu viel wird, auch mal so das zweite Stadtmein dann auch mal nutzt,
00:30:13: weil ich glaube das lenkt auch extrem dann manchmal ab in bestimmten Phasen.
00:30:16: Also ich finde das zum Beispiel sehr sehr wichtig, dass wir nebenher was machen.
00:30:19: Man könnte jetzt nicht nur Fußball spielen, aber andererseits wenn man jetzt sagen würde,
00:30:24: die Männer gehen jetzt mal den ganzen Tag arbeiten, treffen sich abends zum Fußball
00:30:27: und dann weiß ich halt auch nicht, wie das auf deren Leistung sich auswirken würde,
00:30:31: auf Verletzungen, auf Stress, wie sie auch die fussballerische Qualität darunter leihen
00:30:36: würden.
00:30:37: Deshalb weiß man glaube ich manchmal gar nicht mit welchem Alltag die Frauen einfach
00:30:41: zu kämpfen haben und trotzdem dann am Wochenende die Auswärtsfahrten zu haben, Sonntagsabend
00:30:45: spät wieder in der Nacht nach Hause kommen und wieder auf der Arbeit zu sein.
00:30:49: Ich glaube das sind so Sachen die man sich irgendwie kaum vorstellen kann, die aber
00:30:52: trotzdem einfach die absolute Realität sind.
00:30:54: Außer vielleicht in zwei, drei, vier Top-Vereien ist es in der restlichen Bundesliga Gang und
00:30:59: Gebe, dass die Mädels eigentlich von morgens bis abends beschäftigt sind glaube ich und
00:31:03: dann abends zum Training gehen.
00:31:04: Und solange Ausbildung und Weiterbildung freiwillig ist, finde ich das ein total charmant und für
00:31:09: mich auch sehr sinnvolle Idee, die du gerade gesagt hast, weil man will vielleicht nicht
00:31:13: nur Fußball spielen, man braucht auch was anderes, aber es müsste halt auch freiwillige Entscheidungen
00:31:17: passieren.
00:31:18: Das kann sehr jederzeit werden.
00:31:19: Genau, aber wenn man es halt machen muss, ist es halt schwierig dann.
00:31:23: Ja, ich finde auch ehrlich gesagt manchmal diese absurden Summen, die jetzt um jetzt
00:31:27: wieder den Männerfußball sind ja schon so, dass du ja für 18 Leben ausgesorgt hast oder
00:31:31: für noch deutlich mehr, wenn man da so manche Gehälter nimmt, die auch beim FC Bayern München
00:31:37: bezahlt werden.
00:31:38: Aber ich glaube in der Grundsache wäre es schon gut, wenn alle Spielerinnen sozusagen,
00:31:43: wenn wir irgendwann dahin kämen, dass es da so ein Grundeinkommen gäbe, wie es ja zum
00:31:47: Beispiel auch in England möglich ist, dann der Premier League zu bezahlen.
00:31:50: Aber natürlich muss man dafür die ökonomischen Rahmenbedingungen auch setzen.
00:31:54: Und ich glaube, das ist schon wichtig, einerseits zu sagen, wir wollen den Fußball der Frauen
00:31:59: vielleicht auch so hin entwickeln, dass es durchaus zum wie bei Essen oder bei uns eben
00:32:04: auch bei uns bekommen alle Spielerinnen auch werden bezahlt.
00:32:07: Aber wir machen mit denen auch duale Deals.
00:32:10: Also sozusagen, Sie gehen bei uns noch eine Tätigkeit nach, also bei Victoria selbst oder
00:32:15: wir haben eben auch Partnerunternehmen, die uns da unterstützen, wenn nicht schon eine
00:32:19: anderweitige Versorgung da ist oder wir sprechen auch mal mit Vorgesetzten, um da eben das
00:32:25: Arbeitsleben unserer Spielerinnen an den Trainingsplan sozusagen anzupassen und dafür
00:32:30: Verständnis zu werben, dass es da eben Lösungen gibt.
00:32:33: Und ich glaube, das ist gar nicht der schlechteste Ansatz und deswegen bewundere Essen auch schon
00:32:37: seit vielen Jahren und finde das großartig, was da immer wieder auch aus Neue entsteht.
00:32:41: Und da ist ja auch so Go with the Flow so ein bisschen.
00:32:44: Man sitzt da nicht auf dem Thron und sagt, wir haben es vor zehn Jahren gut gemacht,
00:32:48: sondern sagen halt auch, wir müssen uns da immer wieder entwickeln und es ist so ein
00:32:51: Erfolgsgeheimnis.
00:32:52: Und immer diese lamojante Art im Fußball der Frauen an den Tag zu liegen, oh, wir kriegen
00:32:58: alle noch nicht ausreichend Geld.
00:33:00: Das ist so eine Seite, die kann man bespielen, aber wir sollten halt aktiv nach Lösungen
00:33:04: suchen und aktiv nach Lösungen zu suchen, heißt eben auch, ja, den Fußball der Frauen
00:33:10: nicht in einem Opfergewand daher kommen zu lassen, sondern als starkes Produkt sage
00:33:15: ich jetzt einfach mal aus, es hören auch nicht immer alle gerne, aber ich sage, es muss
00:33:20: ein starkes Produkt werden mit selbstbewussten Protagonistinnen, die auch sagen, wir gehen
00:33:25: daraus und sind auch ein bisschen lauter und gleichzeitig eben auch mit einem absoluten
00:33:29: Willen der Rahmenbedingungen auch entsprechend zu verändern.
00:33:32: Und da gibt es ja dann zwei Möglichkeiten, so wie sie es verstanden hat.
00:33:35: Einmal man geht zu Wolfsburg oder Bayern, das ist natürlich eine bestehende Stimme,
00:33:39: eine bestehende Strategie, die super ist, oder man macht einen eigenen Fußballverein bzw.
00:33:45: gründet, steigt ein.
00:33:46: Ich kann leider nicht mehr Bayern spielen, das ist ja...
00:33:48: Ja genau.
00:33:49: Auch vielleicht kann es aber bei einem Arbeit mitwähren sehen, was nach diesem Podcast
00:33:51: hier noch alles passieren kann.
00:33:52: Nein, nein, nein.
00:33:53: Ich sage mal, Bianca, ich möchte das überhaupt nicht werden.
00:33:55: Ich sage einfach nur, weil du gerade gesagt hast, wir wollen hier natürlich nicht rumholen
00:33:58: und dann wir kriegen nicht genug Geld und es funktioniert so, wir müssen irgendwas machen,
00:34:01: es hilft ja nix, wir müssen eine Strategie finden.
00:34:02: Und einmal gibt es eben die Strategie ja bei großen Vereinen, die sich schon dafür einsetzen
00:34:07: und das ist ja auch super von Bayern und auch von Wolfsburg, die also da wirklich Geld reinpumpen,
00:34:11: um da vieles möglich zu machen oder man muss eine eigene alternative Strategie finden
00:34:17: und das macht eher mit Victoria im Moment.
00:34:19: Genau, also ich glaube, dass generell der Fußballalternativen auch braucht.
00:34:23: Also wir haben ja so eine sehr überstrapazierte Rahmenbedingung im Fußball generell, sage
00:34:29: ich mal, mit einem sehr starken und sehr streitbaren FIFA.
00:34:33: Ich glaube, den Korruptionsbegriff, der wurde wieder aus dem Wikipedia Eintrag gestrichen.
00:34:38: Aber ich glaube, dass es sowieso, wir leben in der Welt mit ganz vielen, na ja, Gemengelagen.
00:34:45: Also ich will es nicht jetzt so ausholen und jetzt die gesamte Gesellschaft jetzt mit reinwerfen,
00:34:49: aber ich glaube, es ist schon sehr spannend zu betrachten, dass wir in vielen Stellen manchmal
00:34:53: genug haben von diesem immer, immer mehr, immer weiter und immer höher und deswegen
00:34:58: auch gegen Konzepte da auch durchaus einen Platz haben.
00:35:02: Und wir sind sicherlich ein Gegenkonzept, das aber darauf auch abhebt, Möglichkeiten
00:35:08: zu bieten, einerseits so ein bisschen Katalysator zu sein für den Fußball insgesamt, dass
00:35:13: es eben nicht immer so sein muss, dass Lizenzvereine nur diejenigen sind, die dieses Thema treiben
00:35:19: können oder so Inseln wie Essen, sondern dass es eben auch mehrere Player gibt und mit
00:35:24: einem vielleicht sehr modernen Verständnis auch von Kommunikation das Ganze angehen,
00:35:28: aber auch mit einem klaren Plan.
00:35:30: Magst du kurz erzählen vielleicht, was ihr macht bei me.
00:35:33: Also alle 7 Möwen.
00:35:34: Ich habe immer vergessen, weil ich denke immer, das ist...
00:35:36: Das wissen noch alle schon, oder?
00:35:37: Wir sind noch quasi ein, wir waren ja in München.
00:35:39: Nein, wir befestigen kurz ein Wort nochmal kurz.
00:35:41: Was ist euer alternatives Konzept?
00:35:43: Ja, es geht in kurzen Worten, es ist schwierig zu sagen, aber wir sind, also für alle, wir
00:35:50: sind im Prinzip als Sechser-Frauentheam angetreten und haben gesagt, okay, wir sind Gründungsfinanz...
00:35:56: Finanz...
00:35:57: Finanziers, ja nennt man das eigentlich so, sind Investoren.
00:36:02: Wir haben aber im Prinzip ein Kreis an Leuten gesucht.
00:36:08: Wir sind mittlerweile 190 Menschen, die bereit sind, in den Fußball der Frauen zu investieren,
00:36:14: um das gemeinschaftlich zu machen, weil wir gesagt haben, okay, das ist unser Volkssport
00:36:18: und wir wollen jetzt nicht nur Frauen aus dem Fußball dafür begeistern, sich dafür zu
00:36:22: engagieren sein, wir wollen eben Menschen aus der Wirtschaft, aus der Unterhaltung, aus
00:36:26: der Politik, dass es eben so eine Gesamtaufgabe wird, weil wir eben glauben und überzeugt sind,
00:36:31: dass der Fußball ein Supernarrativ bietet, um dieses Thema Geschlechtergerechtigkeit auch
00:36:38: in den Sport zu tragen.
00:36:40: Dieses Thema ist schon lange aktiv und wie gesagt, ich muss da einmal lachen, weil ich da schon
00:36:43: so lange recherchiert habe, vor Jahren 2018 und so weiter, bin ich dann noch hausieren gegangen
00:36:48: und wie gesagt, ist total wichtig, dass wir sozusagen auch mal für die Frauen im Sport
00:36:52: viel mehr Platz einräumen, weil als Journalistin, wie gesagt, im Sport, wer immer über die
00:36:56: Männer berichtet, im Wesentlichen, das ist ja, und wurde dann belächelt, wenn ich gesagt
00:37:01: habe, ich würde es auch mal zum Handball der Frauen gehen und dann wurde ich da mit einer
00:37:05: Kamera hingeschickt und jeder, der Fernsehen gemacht hat, weiß, dass es natürlich dann total
00:37:08: abstinkt, auch in den Fernsehbildern, die dann im Ende in der Minute 30 für die SWR-Nachrichten
00:37:15: rauskamen, das ist dann halt einfach blöd und das ärgert mich dann auch so was.
00:37:20: Und genau dieses Ärgernis wollen wir bei Umünsten in der Chance, indem wir sagen, wir versuchen
00:37:25: uns anders an Kapital zu bewegen, wir versuchen uns auch viel härter zu vermarkten.
00:37:30: Also für uns ist natürlich Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit, muss man klar sagen, eine Währung,
00:37:34: weil wir haben niemanden, der uns jetzt nochmal Geld aus den Einnahmen der Champions League
00:37:39: der Männer irgendwie zuspielt, sondern wir müssen uns selbst finanzieren.
00:37:42: Und bislang klappt das ausgesprochen gut, weil wir gemerkt haben, die Gesellschaft ist es
00:37:47: bereit, es ist immer so ein Merklagengesellschaft, Medien, Fans, Vereine, Verbände, die eine
00:37:52: Bereitschaft haben müssen, Veränderungen anzustoßen, da waren wir jetzt zum guten
00:37:56: Zeitpunkt da, dass wir eben viele Mitstreiterinnen haben, sowohl auf dieser Investor-Seite, aber
00:38:03: eben auch Sponsoren, die sagen, ja, wollen, wir wollen da auch so ein Gegenmodell eben,
00:38:10: oder ein Alternativmodell, so hast du es ja auch genannt, hineintragen.
00:38:15: Und wir sind aber auch unser Weg ist sozusagen noch kein Fortgeschriebener, sondern wir
00:38:20: suchen da auch ständig nach Antworten.
00:38:23: Wir sind aber bereit, eben mit vielen Dingen mitzugehen und versuchen uns aber natürlich
00:38:27: trotzdem werthaltig zu etablieren, weil es uns jetzt nicht darum geht, wir arbeiten auch
00:38:33: nicht mit jedem Partner zusammen.
00:38:35: Also wir haben auch schon Partnerschaften ausgeschlossen, weil sie nicht in unser Werte-Konstrukt hineinpassen.
00:38:39: Aber wir sind dann doch so kapitalistisch, dass wir wissen, ohne den ökonomischen
00:38:44: Background kriegen wir halt auch nichts gebacken.
00:38:47: Aber wir sind da sehr akribisch hinterher.
00:38:49: Die Ari Hingst, unsere Superweltmeisterin ist da auch hinterher, das ist auch sportlich,
00:38:54: eben entsprechend auf die Beine zu stellen.
00:38:56: Aber der sportliche Erfolg, den wir haben wollen, um irgendwann in die Bundesliga zu kommen,
00:39:01: das ist vielleicht noch ein Kernziel, das wir eben haben.
00:39:03: Wir wollen wirklich ein Leuchtturm haben, ist aber trotzdem auch untersetzt damit, dass
00:39:07: wir auch so eine Fußballbrand auch werden wollen.
00:39:11: Das ist so ein...
00:39:12: Ja, das ist das Konzept, das ist so schwierig.
00:39:14: Ich glaube, alle haben es uns gerne an fdweinbarstgbal.de, habe ich gerade erfunden, die Adresse.
00:39:24: Und fragt gerne nach oder googelt einfach.
00:39:29: Wir haben es alle verstanden.
00:39:31: Wir haben vor allem verstanden, wie geil Fußball der Frauen ist, oder sagen wir einfach nur Fußball,
00:39:35: weil ich bin komplett durchgeschwitzt, obwohl ich nicht mit euch trainiert habe,
00:39:38: weil ihr so dafür brennt, das ist einfach herrlich.
00:39:40: Vielleicht fange ich dann doch auch noch an in meinem Alter, bei den Altlegis, denen mitzuschälen.
00:39:44: Du bist herzlich willkommen.
00:39:45: Also bei uns kannst du mitspielen.
00:39:47: Ja, du wolltest Erfolg haben, wo ich das sein wollte.
00:39:49: Du wolltest Erfolg haben mit deinem Verein.
00:39:51: Ich würde noch eine letzte Frage gerne an dich stellen, Linda.
00:39:56: Du hast gesagt, seit der EM ist einiges passiert, und ich bin fest davon überzeugt,
00:40:00: dass noch ganz, ganz viel, viel passieren wird in der nächsten Zeit.
00:40:02: Wie gehst du mit dem Erfolg um und auch mit der Wahrnehmung der Menschen?
00:40:07: Man kennt dich.
00:40:08: Auf einmal, ich glaube, du hast eine gewisse Form von Berühmtheit erlangt durch deinen Spiel,
00:40:12: als Spielerin.
00:40:13: Wie ist das für dich?
00:40:15: Es ist unterschiedlich.
00:40:17: Ich erkenne mehr, aber auch nicht viele, wenn ich sage.
00:40:21: Aber du kannst natürlich alles...
00:40:22: Es hält dich alles noch im Grenzen.
00:40:24: Also ich kann auch in Ruhe einkaufen gehen.
00:40:25: Ich kann in Ruhe da sein, da sein.
00:40:27: Also so ist es nicht, dass es jetzt von allen Seiten jetzt sagt, ah, das ist Linda Daimann,
00:40:32: so ist es nicht.
00:40:33: Aber es ist eine gewisse, ich meine jetzt auch gar nicht so die Aufmerksamkeit, die man mir
00:40:37: jetzt persönlich schenkt, sondern generell dem Fußball und unserer Sportart, die Leute,
00:40:42: die sich dafür interessieren, die...
00:40:44: Ich finde jetzt auch allein dieses Beispiel, dass Dishon jetzt anfängt,
00:40:47: alle Spiele zu übertragen.
00:40:48: Das ist ja für die Sichtbarkeit einfach ein Riesenmehrwert.
00:40:52: Und damit meine ich jetzt nicht die Sichtbarkeit von mir, sondern generell von dem Sport,
00:40:55: den er einfach verdient hat.
00:40:56: Und natürlich kam mit der WM jetzt auch ein Ereignis dazu, was jetzt hätte vielleicht auch
00:41:00: das Ding in eine andere Richtung drehen können.
00:41:02: Aber ich glaube, dass man jetzt auch zeigt, dass es irgendwie ein bisschen stabil was da
00:41:05: aufgebaut wurde und das wurde jetzt nicht durch dieses Turnier alles wieder wie ein Kartenhaus
00:41:09: zusammen gefallen.
00:41:11: Aber ich glaube, dass es einfach jetzt von der Sichtbarkeit wichtig ist, dass diese
00:41:14: Schritte jetzt einfach mit dazukommt.
00:41:16: Und ich glaube jetzt gerade auch dieser wichtige Schritt, den Vereinen, die noch nicht hier oben
00:41:19: an der Spitze sind, die wirklich schon, ja, wirklich alles auf dem Niveau haben, dass
00:41:24: man gerade in der Breite anfängt für den Frauen-Pustball einfach weiter zu investieren.
00:41:29: Deshalb finde ich das mit Victoria Berlin ja auch ein ganz, ganz großes interessantes Projekt,
00:41:34: weil es einfach ein Verein ist, wo jetzt nicht wie jetzt bei uns bei Wurstburg und bei Leipzig,
00:41:39: bei Hamburg, alle Vereine, die ja auch jetzt das Ziel haben, oben in die Bundesliga zu kommen,
00:41:43: sondern einfach von eigenen Ideen leben und von einer eigenen Arbeit sich hohrarbeiten wollen.
00:41:49: Von daher finde ich es sehr, sehr interessant.
00:41:51: Bin auch sehr gespannt, was daraus wird aus dem Projekt.
00:41:54: Aber ich glaube, da müssen wir anfangen, wirklich in der Breite, in der Jugend anzufangen,
00:41:58: den Mädels eine Chance geben, überhaupt in den Frauenbereich zu kommen, genügend Möglichkeiten,
00:42:04: dann das Umfeld, das auch ja in der Bundesliga noch extrem viel gemacht werden muss in der Breite.
00:42:10: Ich glaube, das ist einfach ein Thema, was angegangen werden muss.
00:42:14: Und ich glaube, da ist jetzt FC Bayern nicht das Erste, was man da berücksichtigen muss,
00:42:19: sondern gerade die Vereine, die jetzt einfach den nächsten Schritt machen müssen.
00:42:23: Und ich hoffe, dass der Frauenfußball schafft, wirklich in der Breite sich dann auch so weiter zu entwickeln.
00:42:27: Linda, du hast es gerade gesagt, was sich jetzt alles so entwickelt hat und dass die Spiele gezeigt werden.
00:42:32: Es gibt ja auch dieses Montagsspiel, was ja hart umstritten ist,
00:42:35: weil das ja noch nicht so alles so richtig professionalisiert ist in der Bundesliga.
00:42:39: Wie findest du es aber?
00:42:41: Ja, ich kann es jetzt total verstehen.
00:42:43: Als Bayern-Spielerin sage ich kein Problem.
00:42:46: Wenn ich jetzt bei Essen gespielt hätte, hätte ich da so eine andere Meinung gehabt.
00:42:49: Und das ist nun mal der Großteil der Liga, der normalen Arbeitsalltag hat,
00:42:54: den man nicht immer flexibel einfach sagen kann, ich nehme mir dann jetzt da frei.
00:42:58: Oder ich habe dann ein Spiel, dann und jeder weiß, wenn man halt am Montag arbeiten muss,
00:43:02: dann muss man sich von der Arbeit zu einem Bundesligaspiel hetzen.
00:43:05: Und ich finde, das sind einfach nicht die Bedingungen, die so ein Spiel oder nicht auch nicht die Voraussetzungen,
00:43:10: die so ein Spiel haben sollte.
00:43:12: Weil am Ende ist es dann das Spiel, das übertragen wird, wo jeder sagt, so jetzt zeig mal, was er könnte.
00:43:17: Und dann sind aber die Spielerinnen den ganzen Tag Arbeit gewesen.
00:43:21: Also ich finde, das passt dann einfach von der Sichtwankheit.
00:43:24: Und das, was wirklich dann an dem Tag passiert, ist irgendwie nicht zusammen.
00:43:27: Also ich finde, wenn man es professionell macht, dann sollte es auch professionell sein.
00:43:31: Und ich finde, das ist dann irgendwie nichts halbes, nichts ganzes.
00:43:34: Es können die Top-Mannschaften vielleicht stemmen, aber ich finde, gerade in der Breite der Liga, finde ich es dann eigentlich quatschig.
00:43:41: Ich glaube, dass es da oft auch so Ohnmachtserscheinungen noch gibt,
00:43:44: weil auch für der Spielplan wird ja auch immer so kurzfristig erst gemacht.
00:43:48: Dann muss ja sozusagen auch jeder Trainer, jede Trainerin den Plan ja auch anpassen an den Spieltag.
00:43:55: Und das ist halt immer super schwierig, weil dann alle Bedürfnisse auch in der dualen Karriere von Leuten, die eben arbeiten müssen,
00:44:03: immer wieder neu auf den Kopf gestellt werden.
00:44:05: Das ist halt echt schon verrückt, in welcher Situation wir da so sind.
00:44:08: Darf ich noch eine Frage stellen?
00:44:10: Auf keinen Fall.
00:44:11: Interessiert mich nicht, wie tatsächlich, wie ihr das so auch aufnehmt.
00:44:13: Weil wir haben jetzt zum Beispiel 2.19 Uhr auch ein riesengroßes, erstes glaube ich größte Publikum zur WM in Frankreich gemacht.
00:44:22: Kriegt ihr so was mit, auch wenn dann jetzt bei der letzten WM und EM da eben auch jetzt Deutschland wirklich vor der Kloz hängt?
00:44:29: Ich meine, Rekordspiele nach eins nach dem anderen.
00:44:33: Bei der WM war es ja auch mitten drin.
00:44:35: Also mich würde es nur interessieren, ist es dein Kabintalk, habt ihr da irgendwie so eine ...
00:44:39: sagt ihr euch so, oh Gott, heute haben wieder 18 Millionen zugeguckt danach?
00:44:45: Also, ich finde, man hat es schon ein Stück weit gemerkt, weil natürlich auch Leute dann Nachrichten schreiben, sich zu spielen,
00:44:53: äußeren Glückwünsche, also all das, was man so dann natürlich nur über das Handy mitbekommt, ist schon extrem viel mehr gewesen.
00:45:01: Bei der EM als bei den anderen Turnieren, das war ja jetzt auch nicht mein erstes Turnier, aber das war schon viel mehr als sonst.
00:45:06: Aber gerade dann, ich glaube, der Moment, wo wir so begriffen haben als Spielerinnen, so wow, das ist in Deutschland angekommen,
00:45:12: war, als wir zurückgekommen sind nach Frankfurt an dem Römerplatz waren und ich weiß, dass wir so im Bus geflachst haben, wie viele Leute willkommen.
00:45:19: Und die Arbeit in Jarlin noch, es war glaube 14 Uhr an einem Montag oder so, wir haben gesagt, da kommt eh keiner.
00:45:24: Und dann war halt dieser Platz voll und es waren wirklich Fans, die auf uns gewartet haben und das war wirklich so der Effekt für uns,
00:45:30: wo wir dachten, wow, das hat echt eine Reichweite gehabt und das hat Leute begeistert und von da an war es dann auch irgendwie für uns.
00:45:38: Das hat sich dann wirklich über die Liga dann auch mitgelaufen und die Nachrichten sind so irgendwie ein Stück weit geblieben
00:45:44: und das hatte ich an den Turnieren davor nicht so extrem als Spielerinnen wahrgenommen.
00:45:49: Also klar, natürlich hat die spielerische Leistung bei der EM und gerade das, was dann so als Team dann auch sich entwickelt hat
00:45:55: oder wie sich das Turnier dann auch entwickelt hat, dann ein Stück weit zu beigetragen,
00:45:59: ich glaube, dass die Sichtbarkeit und dann natürlich, wie wir dann nach Deutschland zurückgekommen sind und wie wir da empfangen wurden,
00:46:05: das hatte schon so einen riesengroßen Effekt dann auch auf die Spielerinnen, weil das war einfach für uns mega cool.
00:46:10: Ja, weil es nicht mehr so Special Interest war.
00:46:12: Und ich meine mit den Bayern 23 ja auch auf dem Rathausbalkon oben, das war ja glaube ich das erste Mal, oder?
00:46:19: Ja, davor ging es glaube ich nicht wegen Corona, oder?
00:46:22: Ja, 21 war das nicht.
00:46:24: Das war schon das zweite Mal, okay, ich hatte...
00:46:27: Aber dann können wir jetzt mal festhalten, dass die Sichtbarkeit einfach zugenommen hat, dass ihr immer mehr Fans gewinnt zurecht
00:46:32: und dass wir jetzt auf so einem Plateau sind, wo man wirklich dann los schießen kann, damit es immer, immer sich besser entwickelt.
00:46:38: Ich finde, das ist ein gutes Fazit.
00:46:40: Ja?
00:46:41: Find ich auch.
00:46:42: Die Chancen sind mit uns.
00:46:43: Die Chancen sind mit uns.
00:46:44: Vielen Dank.
00:46:45: Das waren aber Tore.
00:46:46: Genau, Linda Daimann und Feli Mutterer und ich sage ich Dank fürs Zuhören.
00:46:51: [Musik]